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Unser letzter traditioneller HR-Apéro stand unter dem Thema «Grenzen der Selbstvermarktung im CV und den sozialen Medien». Das Kurzreferat von Claude Arato versprach einen hohen Unterhaltungswert – berechtigterweise, wie sich schon kurz nach Beginn seiner Ausführungen feststellen liess.

Unser Gastreferent, Gründer und Geschäftsführer von Millwisch & Arato GmbH, Zürich, www.millwischarato.ch, gewährte uns einen spannenden Einblick in seine Tätigkeit rund um Backgroundchecks mit Fokus auf Lebensläufe im Berufskontext. Der 2006 gegründete Anbieter von Informationsdienstleistungen ist Marktführer in der Gewinnung und Interpretation von Informationen über Unternehmen und Personen. Einer der Spezialitäten des Unternehmens sind Background und Reputation Checks.

Worum geht es?

Fehlbesetzungen verursachen hohe Kosten. Mindestens so schwer kann der Vertrauens- und Reputationsverlust bei Kunden, Mitarbeitern und weiteren Stakeholdern wiegen. Sollte ein Sachverhalt wie eingangs beschrieben publik werden, kann der Ruf eines Unternehmens leiden.

Millwisch & Arato tätigt im Auftrag von Firmen aller Art und unter Einwilligung der zu prüfenden Personen Abklärungen primär zum schulischen und beruflichen Werdegang.   Basierend auf öffentlich zugänglichen Informationen (Open Source Intelligence – OSINT) werden die eingereichten Lebensläufe auf deren Korrektheit geprüft.
Alle relevanten Informationen werden dokumentiert, zu einem Report verdichtet und gleichzeitig interpretiert.

Ein vollständiges und korrektes CV bezeichnet Claude Arato als selbstverständliches Gebot einer seriösen Selbstvermarkung, während der Lebenslauf auf LinkedIn nicht zwingend vollständig sein muss. Die Übereinstimmung der Hauptinhalte und –chronologie zwischen den beiden Formaten hingegen schon!

Die häufigsten «Schummeleien»

Die meisten Ungereimtheiten betreffen Aus- und Weiterbildungen. Karrieredruck, manchmal auch nur Eitelkeit können Bewerber dazu verleiten, ihren Werdegang bezüglich Bildungsabschlüssen zu modifizieren.

Bei fragwürdigen oder fehlenden Zeugnissen und Diplomen werden, wiederum mit Erlaubnis der betreffenden Person, Abschlussbestätigungen bei den betreffenden Bildungsinstituten eingeholt.

Aber auch beim beruflichen Werdegang stösst Millwisch & Arato relativ häufig auf Ungereimtheiten. Nicht selten gibt es auch mehrfache, voneinander abweichende Einträge im Handelsregister oder mehrfache LinkedIn-Profile mit sich widersprechendem Inhalt. Dies kann betrügerischer Absicht sein oder einfach nur mit der Naivität oder fehlender Sorgfalt des Benutzers erklärt werden.

 

Backgroundchecks in einer globalisierten Welt…

Durch die zunehmende Internationalisierung des Arbeitsmarktes sowie die weltweite Bildungsexpansion werden hiesige Personalabteilungen mit ihnen teilweise unbekannten Bildungsabschlüssen konfrontiert.

Die sorgfältige Prüfung und korrekte Einordnung der schulischen Karriere ist ein wichtiger Teil eines Background Checks. Denn selbstverständlich existieren auch unseriöse Bildungsstätten. Akademische Abschlüsse können dort mit minimalem Aufwand – dafür gegen Bezahlung – erworben werden. Im Zuge ihrer Recherchen stösst Millwisch & Arato immer wieder auf Kandidaten, welche Titel solcher fragwürdigen Institutionen tragen.

 

… und in Zeiten digitaler Transparenz

Die Digitalisierung hat die herkömmlichen Techniken der Datenüberprüfung rasant auf den Kopf gestellt. Eine der grössten Herausforderungen bei der Personenüberprüfung ist der korrekte Match zwischen der richtigen Person mit den dazugehörigen Daten. Beispielsweise, wenn es um Sandra Meier in Zürich oder Jo Smith in Cincinnati geht – deren landläufige Namen eine hohe Verwechslungsgefahr bergen. Claude Arato spricht denn auch von einer hohen Verantwortung bei seiner Tätigkeit, die für den fälschlichen Doppelgänger folgenschwer sein können.

Und: Nicht alles was im Netz an Informationen zu finden ist, ist auch wahr!

Wann lohnt sich eine Überprüfung?

Backgroundchecks werden bei Neuanstellungen oder Beförderungen getätigt und betreffen üblicherweise exponierte Personen auf allen Hierarchiestufen inklusive Verwaltungsratsmitglieder. Zunehmend werden aber auch Hintergrundrecherchen zu Personen in Auftrag gegeben, die Zugang zu kritischen Unternehmensbereichen haben; beispielsweise in der IT.

Mit einem Backgroundcheck lassen sich so für Firmen Reputationsschäden mindern, indem fragliche Kandidaten einer vorgängigen due diligence-Überprüfung unterzogen werden. Mit einer solchen kritischen Durchleuchtung, beispielsweise hinsichtlich Diskrepanz zwischen Lebenslauf und der Selbstdarstellung in den sozialen Medien lassen sich u.U. willentliche oder willkürliche Abweichungen feststellen.

Bei sehr exponierten Funktionen (Management und VR) können Firmen in solchen Fällen durch eine proaktive Kommunikationsstrategie punkten, Schadensbegrenzung in den Medien betreiben oder gar eine folgenschwere Fehlanstellung verhindern.

Ein guter Background-Spezialist benötigt Akribie, Verständnis für die Interpretation stringenter Lebensläufe und ein Sprachgefühl. Michail Gorbatschow oder Mikhail Gorbachev? Solche Details sind in der Arbeit von Claude Arato matchentscheidend.

 

Die abschliessende Statistik von Millwisch & Arato der letzten acht Jahren zu nachweisbaren Fälschungen hinsichtlich Titel, Diplomen und Anstellungsverhältnissen zeichnet ein alarmierendes Bild. Über 10% der geprüften Lebensläufe enthalten kritische Punkte; dabei fällt auf, dass überproportional viele dieser Verfehlungen Angestellte aus der Finanzindustrie betreffen! Dies lässt aufhorchen.

 

Danke, Claude, für den hochinteressanten Input – wir hätten Dir gerne noch länger zugehört und Dir brennende Fragen gestellt! Du hast uns auf packende Weise aus der Perspektive eines Rechercheurs die Grenzen der Eigendarstellung im CV und im Netz aufgezeigt und die Gültigkeit des altbewährten Sprichworts bewiesen: Lügen haben kurze Beine – in digitalen Zeiten sind sie trotz globalem Dickicht allerdings kürzer denn je!