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Think Positive! Wie positive Ausstrahlung uns im Bewerbungsprozess beeinflusst

Fachkompetenzen sind in der heutigen Arbeitswelt essenziell (sprechen wir nicht andauernd vom Fachkräftemangel?), doch das Auftreten entscheidet häufig darüber, wer erfolgreich ist – ob im Berufsalltag oder im Bewerbungsprozess. Eine positive Ausstrahlung spielt dabei eine Schlüsselrolle, die den entscheidenden Unterschied machen kann.

Von Laura Pohl für HR Today, August 2024

Die Macht der positiven Ausstrahlung im Bewerbungsprozess

Erst kürzlich wieder erlebt: Zwei Bewerbende, beide fachlich ideal qualifiziert, doch ihre Ausstrahlung hätte nicht unterschiedlicher sein können. Die erste Person wirkt offen, strahlt Optimismus und Begeisterung aus, stellt proaktiv Fragen im Gespräch, die zweite Person tritt ruhiger und zurückhaltender auf, auf Fragen antwortet sie gerne und ausführlich, ein Gesprächsfluss kommt aber wenig auf. Obwohl beide Kandidaten dieselben Qualifikationen mitbringen, bleibt die erste Person aufgrund ihrer Ausstrahlung positiver in Erinnerung. Obwohl dieses Beispiel eine relativ oberflächliche Beobachtung wiedergibt, ist sie dennoch relevant – häufig entscheiden diese (unbewussten) Eindrücke über Erfolg oder Misserfolg im Berufsleben.

Die Herausforderung der Objektivität

Als Personalberaterin liegt es in meiner Verantwortung, die «harten Fakten» zu prüfen und zu analysieren – losgelöst vom ersten Eindruck prüfe ich also Qualifikationen, Erfahrung, Fachwissen UND Motivation der Kandidatinnen und Kandidaten. Mein Ziel ist es, möglichst unabhängig vom Auftreten die am besten qualifizierten und passenden Personen vorzuschlagen. Beim Kennenlernen zwischen Unternehmen und Bewerbende beobachte ich dennoch immer wieder, dass der erste Eindruck, den die Person im Gespräch hinterlässt, den Entscheidungsprozess unserer Kundschaft mindestens so stark beeinflusst, wie die eigentlichen Qualifikationen. Obwohl wir versuchen, objektiv zu bleiben, spielen subjektive Faktoren wie Sympathie und Ausstrahlung oft eine grössere Rolle, als wir zugeben möchten.

Positivität im Arbeitsalltag – Einfluss auf Teamdynamik und Leistung

Auch im Berufsalltag hat Positivität einen erheblichen Einfluss auf die Atmosphäre und Produktivität eines Teams. Menschen mit einer positiven Einstellung motivieren ihre Kolleginnen und Kollegen, fördern eine lösungsorientierte Denkweise und gehen konstruktiv mit Herausforderungen um. Gerade in turbulenten, anspruchsvollen Zeiten für Unternehmen sind dies wertvolle Eigenschaften.

Wenn die «ruhigere» Wahl gewinnt

Natürlich ist eine positive Ausstrahlung nicht immer und glücklicherweise nicht der alleinige Faktor, wenn es um die Auswahl passender Kandidatinnen und Kandidaten geht. In einem konkreten Fall trat eine Kandidatin mit einer sehr positiven und selbstbewussten Art auf und überzeugte im Erstgespräch meine Kundin sofort. Eine andere Person wirkte deutlich ruhiger und bedachter, was zunächst weniger überzeugend erschien. Letztendlich entschied sich unsere Kundin für die ruhigere Person, weil sie die besseren und tiefgründigeren Fragen stellte und damit ein fundiertes Verständnis der aktuellen Herausforderungen zeigte. Positivität allein reicht also nicht immer aus – am Ende muss trotzdem das Gesamtpaket stimmen.

Die Grenzen der Objektivität – Wie subjektive Eindrücke unsere Entscheidungen prägen

Natürlich versuchen wir, bei der Auswahl von Kandidaten objektiv zu bleiben. Doch auch bei uns spielt unbewusst die persönliche Ausstrahlung eine Rolle. Selbst wenn wir glauben, ausschliesslich nach Fakten zu entscheiden, zeigt sich oft, dass eine positive Haltung einen unterschwelligen Einfluss hat, der berücksichtigt werden muss. Es ist menschlich, sich von positiven Signalen leiten zu lassen, auch wenn wir uns bemühen, rein rational zu bewerten.

Fazit: Ausstrahlung und Kompetenz erfolgreich verbinden

Positivität im Berufsleben ist weit mehr als ein «netter Bonus» – sie beeinflusst Entscheidungen und prägt unseren Arbeitsalltag – ob bewusst oder unbewusst – erheblich. Wer bewusst eine positive Haltung einnimmt, stärkt nicht nur seine eigene Wirkung, sondern kann auch die Dynamik im Team oder im Bewerbungsprozess positiv beeinflussen. Substanz und Kompetenz werden natürlich trotzdem nicht ausser Acht gelassen. Die Kunst liegt darin, beides zu verbinden – eine positive Ausstrahlung und fachliche Stärke – um langfristig erfolgreich zu sein und andere von Ihrem Können zu überzeugen.