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von Sabine Byland

Familienunternehmen sind hoch im Kurs als attraktive Arbeitgeber

Familienunternehmen sind nicht wegzudenken aus der Schweizer Volkswirtschaft. Rund 85% aller Firmen hierzulande gelten als familiengeführt. Wir sind der Frage nachgegangen, was sie so attraktiv macht als Arbeitgeber und haben unsere Kandidatinnen und Kandidaten zu diesem Thema befragt. Die Gründe, die aus Kandidatensicht für eine Anstellung in einem Familienunternehmen sprechen sowie unsere persönlichen Erfahrungen mit Familienunternehmen möchten wir gerne mit Ihnen teilen.

Vielfältige Herausforderungen

Die heutige Unternehmenswelt befindet sich in ständigem Wandel und ist geprägt von Reorganisa-tionen, Übernahmen etc. Hinzu kommen weitere Themen wie Digitalisierung und Fachkräftemangel, mit denen sich die Unternehmen auseinandersetzen und zeitnah reagieren bzw. agieren müssen. Um den letztgenannten Punkten wirkungsvoll entgegentreten zu können, muss jedes Unternehmen über eine zukunftsweisende HR-Strategie verfügen. In den kommenden Jahren bestqualifizierte Mitarbeitende mit spezifischem Fachwissen zu gewinnen, wird zunehmend schwieriger, anspruchsvoller und wohl eine der grössten Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt werden. Familienunternehmen gewinnen in diesen bewegten Zeiten aus Kandidatensicht vor allem aufgrund der nachfolgend aufgeführten Kriterien zunehmend an Attraktivität.

Langfristig orientiertes Denken und Wirtschaften

Nicht börsenkotierte Familienunternehmen im KMU-Umfeld stehen in der Regel für eine langfristig ausgerichtete Unternehmensstrategie, hohe Eigenkapitalquote und ein klares Wertegerüst. Dank der hohen Eigenkapitalquoten sind sie weniger auf externe Kreditgeber angewiesen und in ihrer Entscheidungsfindung selbstbestimmter, weshalb sie auch nach Krisenzeiten schneller wieder in Innovationen investieren können. Das sichert nachhaltiges Wachstum. Selbst bei einer Börsenkotierung sind inhabergeführte Familienunternehmen tendenziell weniger stark quartalsgetrieben als Gross-konzerne. In wirtschaftlich turbulenten Zeiten werden Kontinuität und Stabilität zu noch wichtigeren Entscheidungskriterien bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers. Meist sind es die Inhaber, die über Generationen hinweg die Unternehmensgeschichte geprägt haben und mit viel Herzblut und Commitment, aber auch der nötigen Bedachtheit, den herausfordernden Spagat zwischen Tradition und Innovation pragmatisch und erfolgreich meistern. Derartige Verhaltens- und Vorgehensweisen stehen heute auf Arbeitnehmerseite hoch im Kurs, da sie eng mit der Überlegung der Arbeitsplatzsicherheit verknüpft sind.

Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit ist ebenfalls weiterhin auf dem Vormarsch. Familienunternehmen denken generationenübergreifend und legen in der Regel Wert auf nachhaltiges Wirtschaften. Eine kontinuierliche Geschäftspolitik, kurze Entscheidungswege und ein sinnvoller Ressourceneinsatz sind von grosser Bedeutung. Ein CEO bleibt im Schnitt acht bis neun Jahre, in Nicht-Familienunternehmen liegt die Verweildauer oftmals nur bei drei bis vier Jahren. Die Resultate einer kontinuierlichen Unternehmensführung kommen unter anderem in einer hohen Produktqualität und starken Kunden-bindung zum Ausdruck, was sich wiederum positiv auf die Geschäftsentwicklung auswirkt. Bei der Wahl des Arbeitergebers wird ein solides Fundament von vielen Arbeitnehmern sehr hoch gewichtet. Auch was ein Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit unternimmt, hat wesentlich an Bedeutung gewonnen im Vergleich zu noch vor 10 Jahren. Die Bereitschaft, selbst einen aktiven Beitrag dazu zu leisten, ist auch unter den Mitarbeitenden massiv gestiegen.

Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden

Wertschätzung im Arbeitsalltag kommt gemäss zahlreicher Rückmeldungen unserer Kandidatinnen und Kandidaten leider viel zu selten zum Ausdruck. Umso mehr wird es geschätzt, wenn ein Lob ausgesprochen oder konstruktive Kritik geübt wird. Dies zeugt von Interesse, hören wir sehr oft, und das ist, was die Arbeitnehmer spüren möchten. Nur durch regelmässiges Feedback kann man sich weiterentwickeln. In diesem Punkt schneiden Familienunternehmen besser ab, was sich auch in der längeren Verweildauer der Mitarbeitenden im Betrieb widerspiegelt. Nicht selten finden in Familienunter-nehmen 25-jährige Jubiläen statt, an denen die Mitarbeitenden entsprechend gewürdigt werden. Im Leitbild von Familienunternehmen sind Wertschätzung und Feedback meist an oberster Stelle zu finden. Wertschätzung kann dabei in vielerlei Form zum Ausdruck gebracht werden und beschränkt sich nicht auf rein monetäre Aspekte.

Sorgfältig durchgeführte Rekrutierungsprozesse

In der Zusammenarbeit mit Familienunternehmen stellen wir fest, dass die Rekrutierungsprozesse sehr sorgfältig durchgeführt werden, was uns auch seitens Bewerbern regelmässig bestätigt wird. Im Vorfeld einer Stellenbesetzung, ob es sich um eine neu geschaffene oder wieder zu besetzende Position handelt, wird zunächst geprüft, ob es einen valablen internen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt. Wenn diese Möglichkeit nicht in Betracht kommt, wird detailliert erarbeitet, welchen Anforderungen der/die Wunschkandidat/in entsprechen sollte. Nach erfolgtem Briefing können wir uns in den meisten Fällen mit einem umfassenden Bild von den Herausforderungen der Position und der gewünschten Persönlichkeit auf die Suche geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten machen. Im Rahmen der Kandidatenpräsentation stellen wir immer wieder fest, dass die Gesprächspartner auf Unternehmens-seite stets gut vorbereitet in die Interviews erscheinen, dem Kandidaten/der Kandidatin ihre volle Aufmerksamkeit widmen und sich ausreichend Zeit für das Gespräch nehmen. Was eigentlich der Normalfall sein sollte, ist sehr zu unserem Bedauern nicht immer anzutreffen. Diesbezüglich haben wir schon Vieles erlebt: Vom angeregten Schreiben von SMS bis zum konzentrierten Arbeiten am Laptop oder einem Boxenstopp ähnlichen «Hereinschneien» und schon wieder weg sein vom künftigen Vorgesetzten. Hier sollte grundsätzlich für jeden Arbeitgeber gelten: you never get a second chance to make a first impression.

Rasche Reaktionszeiten

Während sich Rekrutierungsprozesse bei Grossunternehmen teilweise über Monate hinziehen können, sind Familienunternehmen im Normalfall schneller unterwegs hinsichtlich der vereinbarten Milestones und reagieren zeitnah. Das manchmal so wichtige Momentum bei Stellenbesetzungen bleibt dadurch über den Rekrutierungsprozess erhalten. Ein zügiges Voranschreiten hinterlässt bei potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten zudem eine positive Wahrnehmung des Unternehmens hinsichtlich effizienter Prozesse und transparenter Kommunikation.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Was die Zusammenarbeit mit Familienunternehmen aus unserer Sicht zusätzlich erfreulich gestaltet, ist die Tatsache, dass meistens ein sehr partnerschaftliches Miteinander gepflegt wird. Ist das Vertrauen erst einmal gewonnen, sind inhabergeführte Unternehmen sehr loyale Kunden. Mit jeder neuen Suche lernen wird das Unternehmen und seine Kultur noch besser kennen und können so ebenfalls einen Beitrag zu einer nachhaltigen Stellenbesetzung beitragen.

Risiken und Ausblick

Bei aller Stärke und den genannten Vorzügen von Familienunternehmen sollen aber auch ihre speziellen Risiken nicht unerwähnt bleiben. So kann es zu Konflikten im Kreise der Eigentümer kommen. Manchmal schlagen private Familienbegebenheiten auch auf Firmenangelegenheiten durch. Ungeklärte Unternehmensnachfolgen oder Generationswechsel kommen in manchen Fällen hinzu. Nichtsdestotrotz stehen Familienunternehmen bei Stellensuchen heutzutage hoch im Kurs – Tendenz steigend. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Familienunternehmen können wir diese Entwicklung bestens nachvollziehen.