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In unserer traditionellen HR-Apéro-Reihe durften wir Ende September Jörg Buckmann in unseren Räumlichkeiten begrüssen. Sein Plädoyer hielt er zum Thema «Frauenpower – Taten statt Worte». Die anwesenden HR-Spezialistinnen und Spezialisten erlebten ein regelrechtes Feuerwerk im Namen der Gleichberechtigung.

Im Jahr 2015 wechselte unser Gastredner die Seiten. Nach vielen Jahren als Personalchef der Verkehrsbetriebe Zürich, berät er heute mit seiner Agentur «Buckmann gewinnt» Unternehmen und Institutionen in der Personalwerbung. Der Personalmarketingexperte ist gefragter Speaker, Moderator und Buchautor.

Von 0 auf 100 in 2 Sekunden

Was den Referenten im Herzen bewegt, wird dem Publikum an diesem Mittwochabend rasch klar. Jörg Buckmann ist kein Mann der leisen Worte. Er ist ein Schnellstarter. Mit einem Mix aus Wut im Bauch und absoluter Überzeugung erzählt er von Fairness, Pragmatismus und Vernunft im Namen der Frau. Dass er recht hat, weiss er aus eigener Erfahrung. Auch in der heutigen fortschrittlichen Zeit gibt es immer noch Branchen und Berufsgruppen, in welchen das weibliche Wesen stark unterdurchschnittlich vertreten ist. Im öffentlichen Verkehr, welchen Buckmann in- und auswendig kennt, liegt der Anteil an Frauen oftmals bei 20%.

Handlung ist gefragt

Das Thema ist bekannt und populär. Seit längerem wird über eine Frauenquote diskutiert. Die Teilzeitbeschäftigung nimmt zu. Gleichberechtigung auch beim Lohn wird gefordert. Aber reicht das? Nur darüber zu sprechen, bedeutet nicht automatisch handeln. Es braucht Entscheidungen, auch politische, welche die Situation der Frauen vereinfachen. In der Arbeit. In der Kinderbetreuung. Im Bewerbungsprozess.

Wer Frauen will, muss sie ansprechen

Am Anfang einer Stellenbesetzung steht das Inserat. Laut unserem Gast ist dieses in der Regel an den Mann gerichtet. Die mitgebrachten Beispiele haben es in sich. Sie sind allesamt mit 100% betitelt. Es braucht keinen Doktortitel, um zu verstehen, was dies für eine arbeitsfreudige Mutter bedeutet. Auch die Funktionsbezeichnungen enden mit –ER. Besonders frappant: Es handelt sich um Gewerkschaften und Kantonale Einrichtungen. Nicht irgendwelche KMU tappen in die Gleichberechtigungsfalle, sondern etablierte öffentliche und soziale Einrichtungen. Dass es auch anders geht, hat die VBZ in den Jahren 2012 bis 2014 mit einer direkten Kampagne für Tramchauffeurinnen bewiesen. Und siehe da, die Anzahl gut qualifizierten Frauen hatte sich verdoppelt.

Tipps vom Spezialisten

Selbstverständlich erfahren wir direkt von unserem Gastreferenten, worauf im Inserat geachtet werden muss. Die Anforderungen sollten eher breit und nicht zu tief formuliert sein. Gemäss Untersuchungen lesen die Frauen die Stellenbeschreibung genauer und hinterfragen sich kritischer. Möchte man(n) das weibliche Geschlecht ansprechen, darf man dies durchaus auch konkret umsetzen. Oftmals sind Inserate in der männlichen Form getextet. Auch die Wortwahl darf weiblicher ausfallen. Hierbei sollte man auf die Sprachcodes achten. Maskuline Bezeichnungen sind beispielsweise durchsetzungsstark, analytisch oder ehrgeizig. Teamfähigkeit, Kreativität oder Auffassungsgabe ziehen eher Frauen an. Anforderungen können auch in abgeschwächter Form publiziert werden. «Analytisch» kann man durch «Probleme erkennen und lösen» ersetzen.

 

 

Bilder sprechen die Wahrheit

Das «Herrklärer-Syndrom» ist auf vielen Bildern in Stelleninseraten und Karriere-Websites vertreten. Herren erklären Frauen die Welt. Sie stehen zuoberst auf einer Leiter oder blicken der Dame kokett über die Schulter, um eine Aufgabe zu lösen. Auf solche altbackenen Fotos kann getrost verzichtet werden. Durchmischte Teamfotos oder Bilder mit überdurchschnittlich vielen Frauen kommen auch in der Männerwelt sympathischer an.

Gleichberechtigung hört beim Lohn nicht auf

Sind sich beide Partien grundsätzlich einig, geht es meist nur noch um eine alles entscheidende Sache: den Lohn. Die Bescheidenheit der Frauen wird von den Arbeitgebern oftmals gnadenlos ausgenutzt. Das Resultat ist bekannt. Frauen verdienen im Vergleich oftmals weniger als das männliche Pendant. Die Angabe einer Lohnbandbreit ist eine Möglichkeit der Abhilfe. In seinem Buch «Personalmarketing mit gesundem Menschenverstand» hat Buckmann dem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet.

Taten statt Worte

Jörg Buckmann begeistert mit seiner explosiven, überzeugenden wie auch witzigen Art. Die Thematik ist jedoch zu ernst für eine Komödie. Viele der genannten Punkte rufen spontan eine persönliche, emotionale Stellungnahme unter den Teilnehmenden hervor. Dies zeigt sich auch in der regen Diskussion am Ende des Referates und während des anschliessenden Apéros. Es wird rasch klar: Wir sind noch weit entfernt vom Idealzustand und der Gleichberechtigung in der Businesswelt.