Die Zeit ist reif für eine tolerante Gesellschaft
Unsere Bevölkerung, und mit ihr die Arbeitswelt, steht mitten in einer Reform. Diverse Strömungen prognostizieren den Wandel und verlangen ein Umdenken. Anstatt den Kopf einzuziehen, ist es Zeit, sich zu öffnen.
By Bernie Tewlin, September 2023
«[…] Es ist buchstäblich unmöglich, eine Frau zu sein.[…]» America Ferrera’s Monolog im Film Barbie geht nicht nur unter die Haut – er trifft mitten ins Herz. In der flammenden Anklage schreit sie heraus, weshalb Frauen niemals den Anforderungen der Gesellschaft gerecht werden können. Die Ungerechtigkeit und Wut der jahrhundertlangen Unterdrückung ist förmlich zu spüren. Dieses Beispiel trifft unseren Zeitgeist perfekt. Kein Tag vergeht, an welchem online oder im persönlichen Gespräch nicht über gesellschaftliche Strömungen wie «Wokeness» oder «Klimabewegung», um nur zwei zu nennen, debattiert wird. In der Arbeitswelt stehen unter anderem die Bedürfnisse verschiedener Generationen, aber auch Gleichberechtigung und Fairness im Zentrum und bringen so manch eine:n Manager:in zum Verzweifeln.
Der Fortschritt der Gesellschaft ist nicht zu bremsen
So polarisierend, intensiv oder emotional diese Strömungen auch scheinen: Neu sind sie nicht. Werfen wir einen Blick auf die Epochen der Geschichte, finden wir unzählbare Auseinandersetzungen und Revolutionen. Immer im Zentrum: Macht und Unterdrückung – wer hat das Sagen in der Gesellschaft und wie soll diese geordnet sein? Wichtige Faktoren für den stetigen Schritt in eine modernere Welt sind auch Bildung und Technik. Zugang zu Wissen und die Möglichkeit, neue Erkenntnisse in der Welt zu verbreiten, schaffen die Basis für einen breiten gesellschaftlichen Fortschritt. Über die Kommunikation gelangen Ideen und Bedürfnisse in die Köpfe Gleich- oder eben Andersdenkender und regen den Diskurs an.
Erkenne dich selbst
Wenn wir nach der Ursache für unsere Persönlichkeitsentfaltung suchen, landen wir bei der Reflexion. Diese Gabe ist nicht selbstverständlich. Der Homo Sapiens hat sich in den letzten rund 300 000 Jahren vom Urmenschen zum heutigen Individuum mit besserem Denkvermögen und Vorstellungskraft weiterentwickelt. Waren wir bis vor 300 Jahren mehrheitlich überzeugt, dass Gott allein die Fäden in der Hand hält, lehrte uns die Aufklärung im 18. Jahrhundert die Existenz des Verstands und der Vernunft. «Cogito ergo sum» – «Ich denke, also bin ich», wie der Philosoph René Descartes schön zusammenfasste. Diese neue Selbstwahrnehmung hat sich bis zum heutigen Tage fortentwickelt, wobei wir uns selbst immer besser erkennen – mit all unseren Fähigkeiten und unserer Vielfalt. Auch wenn einige es noch nicht wahrhaben wollen, bestätigt sich die Tatsache: Der Mensch ist divers.
Held:innen mit emotionaler Intelligenz sind gefragt
Die Diversität ist kein Hirngespinst der Fantasie. Sie ist ganz einfach ein Teil unserer selbst. Deshalb ist es die Aufgabe aller, Diversität anzuerkennen, zuzulassen und bestmöglich darauf einzugehen. Insbesondere gilt dies für diejenigen unter uns mit Vorbildfunktion – sei es politischer, unternehmerischer oder gesellschaftlicher Natur. Dazu braucht es die immer wichtiger werdende Eigenschaft der Sozialkompetenz, des Zuhörens, Vertrauen Schenkens und Toleranz. Selbstredend setzt das jeweilige gesellschaftliche oder wirtschaftliche Umfeld die Grenzen der Verwirklichung. Es ist Zeit, die aktuellen Strömungen anzunehmen und Andere zu respektieren, wie sie sind. Damit zeigen wir nicht nur Wertschätzung. Vielmehr akzeptieren wir uns selbst und die Tatsache, dass wir in einer modernen und diversen Welt leben, in welcher sich der Wandel nicht aufhalten lässt. Oder glaubt jemand noch, die Erde sei eine Scheibe?