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«Stress mit dem:der Chef:in? – Erfahrungen, Strategien und Hintergründe» – Assistenz-Apéro 2023

Der diesjährige Assistenz Apéro mit dem Thema «Stress mit dem:der Chef:in» versprach ein sehr interessanter Abend zu werden. Nach der zweijährigen Abstinenz und Ankündigung des Themas fanden viele Assistentinnen (Assistenten suchte man leider vergebens) den Weg in unsere Büroräumlichkeiten.

By Daniela Steiner,  April 2023

Unsere Gastreferentin, Bettina Bärtsch, führte uns und unsere Gäste an ein Thema heran, welches für viele packende Fragen, Inputs und Gesprächsstoff für den anschliessenden Apéro sorgen sollte. Aber der Reihe nach.

Bettina Bärtsch arbeitet in einer eigenen Praxis als selbständige Coach, Supervisorin und ist in der Weiterbildung tätig. Sie war lange Jahre als Berufsberaterin bei der Invalidenversicherung tätig und baute an der Psychiatrischen Universitätsklinik die Abteilung Supported Employment mit 12 Jobcoaches auf, die sie während 15 Jahren leitete. Sie hat zudem bei verschiedenen Forschungsprojekten als Job Coach, Supervisorin und stellvertretende Leitung mitgewirkt. Bettina Bärtsch ist spezialisiert auf Fragestellungen zum Thema psychische Gesundheit und Arbeit und setzt sich dafür ein, dass ihre Klient:innen die vielfältigen Belastungen, die die Arbeitswelt mit sich bringt, besser bewältigen können.

An unserem diesjährigen Apéro erklärte Bettina Bärtsch sich bereit, eine interaktive Diskussion rund um das Thema «Stress mit dem:der Chef:in – Erfahrungen, Strategien und Hintergründe» zu halten.

Der:die Chef:in ist wichtig……

Aber wie kann man Stress mit der:dem Chef:in entgegenwirken? Bettina berät Klient:innen bei Stress mit dem:der Chef:in, war während 10 Jahren selber Chefin und hatte zudem früher viele Chef:innen – somit hat ihr Nähkästchen einiges an Potential zum Weitergeben.

Grob gesagt gibt es 3 Strategien:

  • Den:die Chef:in ändern
  • Sich selber ändern
  • weder noch.

Den:die Chef:in ändern.

Aber seien wir ehrlich, in den meisten Fällen will sich ein:e Chef:in nicht ändern. Aber man kann es versuchen, z.B. mit:

  • KommunikationIn den meisten Fällen das A und O einer guten Zusammenarbeit. Aber auch hier gibt es verschiedene Methoden. Manch einer versucht es auf die brachiale Art und Weise, geradeheraus und ohne Umschweifen. Andere tendieren eher zu Andeutungen von Unwohlsein und hoffen, dass der:die Chef:in das nötige Feingefühl besitzt, dies herausspürt und sich ändert. Welches die richtige Variante ist, hängt wohl von beiden Akteur:innen ab.
  • Sein eigenes Verhalten ändern damit sich der:die Chef:in ändertdies gibt einem die Gelegenheit, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ein Beispiel: Ein:e Assistent:in fühlt sich gestresst durch ihre:n Chef:in, welche:r ganz dringend und schnell eine Präsentation benötigt. Nun kann man sich dadurch aus der Ruhe bringen lassen und sich nerven, oder der:die Assistent:in holt tief Luft und bringt Ruhe in die Situation. Im besten Fall kann er oder sie diese Ruhe auf ihre:n Chef:in übertragen und die Situation ist entschärft. Eine Wechselwirkung tritt ein.
  • Den:die Chef:in grundsätzlich «ändern». Im Sinne von austauschen, sprich den Job wechseln und an einem anderen Arbeitsort hoffentlich passendere Bedingungen zu finden.

Sich selbst ändern.

Das heisst in den meisten Fällen, tief in sich hineinzuhören und sich selbst hinterfragen: warum berührt mich das jetzt so? Hat der Konflikt möglicherweise etwas mit meiner eigenen Geschichte zu tun? Gibt es Triggerpunkte, die zum Unzufriedenheitsgefühl beitragen? Oder habe ich ein Autoritätsproblem? Gibt es einen Zusammenhang mit meinem Selbstwertgefühl? Oder kann ich meine Wahrnehmung zu dem Gesagten, Erlebten oder der Situation ändern?

Oft ist es schwierig, alleine aus einer belastenden Situation herauszufinden. Zum Teil geht es mit Hilfe von aussen besser. Hier kann es hilfreich sein, eine aussenstehende Person hinzuzuziehen. Diese hilft, die Perspektive zu ändern und die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Weder den:die Chef:in, noch sich selber ändern.

Hier bleibt nur eines: Kurz und knapp – Aushalten.
Nachdem Bettina diese drei Optionen ausgeführt hat, wird die Diskussionsrunde eröffnet und es melden sich einige Assistent:innen zu Wort. Da wird die Frage in den Raum geworfen, wie man sein Selbstwertgefühl steigern kann, was in die Kategorie sich selbst ändern fällt. Hier einige Inputs:

  • Was mache ich gut? Seinen Fokus auf die Dinge legen, die man gut kann
  • Positive Dinge hervorheben und diese repetieren
  • Sich selbst für ein gemeistertes Projekt belohnen

Die eigenen Triggerpunkte beschäftigen unsere Gäste sehr. Auch hier gab es wertvolle Anregungen:

  • Triggerpunkte eruieren und versuchen, diese auf dem Hintergrund seiner Geschichte zu verstehen und nicht die Gegenwart damit zu erklären
  • Sich aus der Situation herausnehmen und Distanz schaffen
  • Falls möglich, Abwertungen gegenüber anderen vermeiden, da dies zu negativer Wechselwirkung führen kann
  • Auflösung von Automatismen: Respekt immer wahren, die Erwartungen von dem:der Chef:in abholen und «ich-Botschaften» senden – sein eigenen Grenzen aufzeigen (eine Methode für die Mutigen unter uns)
  • Wenn es gar nicht mehr geht und man sich nur noch schlecht fühlt, dann muss man gehen

Eine Assistentin bringt hier die Firma MOVIS ins Spiel. Eine Institution, die Unternehmen aller Branchen in psychosozialen Handlungsfeldern unterstützen kann und deren Ziel ist: Das Wohlbefinden von Mitarbeitenden fördern. Wenn Konflikte drohen zu eskalieren, ist es ratsam neutrale Personen hinzuziehen, sei es in Form des HRs oder z.B. MOVIS.

Auch ein Coaching kann helfen, wenn immer wieder die gleichen Themen aufkommen. Selbstinitiative und Selbstreflektion ist gefragt. Selbstverständlich auch Mut, schliesslich ist man selbst auch seines Glückes eigener Schmied. Mit diesem Worten leitet Sabine Biland-Weckherlin den Abend in die genussvolle Richtung. Unsere Gäste geniessen das feine Catering und die rege Diskussion wird in kleinen Gruppen fortgeführt. So angeregte Gespräche und intensive Diskussionen sind in unsere Räumlichkeiten an der Florastrasse schon länger nicht mehr geführt worden. Bettina ist eine gefragte Person und steht unseren Gästen mit vielen Inspirationen und Anregungen zur Seite.

Am Ende des Abends sehen wir sehr zufriedene Gesichter und stellen wieder einmal fest, dass der persönliche Austausch immer noch das wichtigste Instrument ist. In diesem Sinne freuen wir uns auf unsere nächsten Events mit spannenden Themen und Gastreferent:innen.

Vielen herzlichen an alle, die diesen Anlass zu einem schönen Abend gemacht haben!