Wie rette ich mich aus einem missglückten Interview – eine Anleitung in vier Schritten
Wir haben wahrscheinlich alle irgendwann in unserer Karriere ein Interview «vermasselt». In unserem Beratungsalltag erleben wir solche Situationen gelegentlich und sind immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich Kandidaten damit umgehen. Nachfolgend vier Schritte, welche Ihnen helfen könnten, sich zukünftig gekonnt aus solchen Schieflagen zu retten oder – besser noch – sie zu verhindern.
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Während des Interviews
1. Bleiben Sie ruhig – fragen Sie nach
Wenn Sie noch während des Bewerbungsgesprächs spüren, dass das Interview für Sie keinen günstigen Verlauf nimmt, so signalisieren Sie dies – wenn möglich – gegenüber der interviewenden Person. Auf diese Weise erzielen Sie einen Überraschungseffekt, beweisen Ehrlichkeit und Selbstkritik. Vielleicht haben Sie eine Frage aus Nervosität falsch verstanden oder eine Antwort gegeben, die einen unbeabsichtigten Eindruck Ihrer selbst vermittelt? Bevor Sie für den Rest des Interviews im Stuhl versinken, atmen Sie tief durch und und adressieren das Thema proaktiv gegenüber Ihrem Gesprächspartner. Ihren «Fehler» können Sie möglicherweise entschärfen, indem Sie nachhaken: «Da ich die Frage erst jetzt richtig verstehe, dürfte ich sie vielleicht nochmals aufgreifen? » Oder Sie haben sich im Gespräch völlig verrannt und sind in Nebensächlichkeiten abgedriftet? Seien Sie mutig und unterbrechen Sie das Interview mit einer selbstkritischen Reflektion. Dies könnte etwa so lauten: «Ich realisiere, dass ich mich in uferlosen Erklärungen verloren habe. Dürfte ich nochmals von vorne beginnen? » Viele Kandidat:innen sind sich wohl der Wichtigkeit des ersten Eindrucks bewusst, unterschätzen aber jene des letzten Eindrucks. Nicht selten wachsen Bewerber:innen während des Gesprächs über sich hinaus, was dem Interviewer oder der Interviewerin sicherlich in guter Erinnerung bleiben wird.
2. Feedback einholen
Statt dem misslungenen Start des Gesprächs nachzutrauern, nutzen Sie die Chance, mit einem überzeugenden Abschluss zu glänzen. Ein guter Weg dafür, ist nach einem Feedback zu fragen. Obschon Sie die Frage – nach einem missratenen Interview – Mut kosten wird, kann ein konstruktives Feedback Gold wert sein und wenn richtig damit umgegangen, sich als Gewinn für künftige Bewerbungsgespräche erweisen. Sind Sie ehrlich zu sich selbst: Haben Sie sich ungenügend vorbereitet oder waren Sie einfach zu nervös? Vielleicht bringen Sie Ihre Aussagen nicht knapp genug auf den Punkt oder lassen Ihre:n Gesprächspartner:in nicht ausreden? Das Feedback kann Ihnen wertvolle Tipps liefern, auf welche Sie in Zukunft achten können. Versagensgründe zu erfahren, kann zwar im ersten Moment schmerzhaft sein, aber schliesslich ist es Ihr Ziel, Ihren Traumjob zu finden. Sie müssen allerdings auch damit rechnen, dass nicht alle Interviewer:innen in der Lage sind, Ihnen spontan eine aufrichtige und aussagekräftige Rückmeldung zu geben.
Nach dem Interview
3. Das Dankesmail
Ein Dankesmail ist nicht nur dazu da, dem:der Gesprächspartner:in für die Zeit und die Chance zum Interview zu danken. Sie können es auch nutzen, um nochmals auf die Stelle im Interview einzugehen, bei der Sie Ihrer Meinung nach nicht brilliert haben. Beziehen Sie sich bei der Gelegenheit noch einmal auf die Frage, die Sie unzufriedenstellend beantwortet oder wo Sie sich im Gespräch gänzlich verrannt haben. Erliegen Sie dabei nicht der Gefahr, sich zu rechtfertigen oder gar zu verteidigen.
4. Interview-Perspektive: «I either win or I learn»
Einige missratene Interviews können einfach nicht gerettet werden. Verzweifeln Sie nicht! Nun heisst es, aus den begangenen Fehlern zu lernen und diese beim nächsten Bewerbungsgespräch nicht zu wiederholen. Umso genauer wissen Sie dann, woran Sie gescheitert sind und umso einfacher wird es für Sie sein, sich die «lessons learned» vor Augen zu halten.
Es ist auch lohnenswert, sich zu überlegen, ob es sich beim fehlgeschlagenen Interview um den für Sie richtigen Job und das richtige Unternehmen handelt. Wenn Sie auf der Suche nach einer neuen Stelle sind, ist es einfach, sich selbst davon zu überzeugen, dass eine Position perfekt für Sie ist. In der Realität kommt es aber vor, dass Sie möglicherweise überqualifiziert oder unterqualifiziert sind oder ganz einfach nicht zur Firmenkultur passen. Vielleicht erkennen Sie nach selbstkritischer Reflexion, dass Sie in einem kleineren Unternehmen glücklicher sein könnten oder dieselbe Position in einer anderen Branche ausüben möchten?
Unabhängig vom Resultat Ihrer Erkenntnisse – vergessen Sie nicht: Nach dem Interview ist vor dem Interview.