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6 Monate Workation: ein Fazit über Gen Z und Autonomie

Die letzten sechs Monate habe ich auf Workation verbracht – mit meinem Arbeitspensum von 30% erkundete ich die Welt (oder zumindest Teile davon). In diesem Blog möchte ich meine wichtigsten Erfahrungen teilen.

Von Maya Töpperwien, März 2024

Was ist Workation?

Workation bezeichnet den Mix aus Ferien und Arbeiten. Nach dem Abschluss meines Bachelorstudiums an der Universität Zürich zog es mich in die Ferne und ich hatte das Glück, meinen Teilzeitjob als Leiterin Marketing und Kommunikation bei der da professionals ag während dieser Zeit weiter ausüben zu können.

Während ich also in Laos Wasserfälle erkundete, in Thailand Speedboat fuhr, in Marokko meine Surfing-Skills verfeinerte und in Sri Lanka auf Safari ging, war mein Laptop stets mein treuer Begleiter. Auf LinkedIn habe ich bereits einige Eindrücke geteilt und erzählt, was mir während dieser Zeit gefehlt hat.

Der zentrale Unterschied zum Büro war, dass meine Arbeit nicht mehr teilweise, sondern komplett online stattfand: ich arbeitete online, mein Austausch mit Kolleg:innen fand online statt, ich telefonierte online – wirklich viel von meinem Leben spielte sich online ab.

Gen Z, immer online?

Glaubt man diversen Gen-Z-Erklärer:innen, dann macht genau dies meine Generation aus: online, online und nochmals online. Am liebsten in Kurzvideo-Formaten, weil unsere Aufmerksamkeit etwas Längeres nicht aushält. Ausnahmen gibt es laut diversen Social Media Posts und gar Firmenkonzepten nicht. Ich frage: Was könnte weniger modern sein, als eine ganze Gesellschaftsgruppe anhand weniger Merkmale in ein und dieselbe Schublade zu stecken?

Auch wenn ich die letzten sechs Monate mehrheitlich im Netz gearbeitet habe: Mein Leben war alles andere als einfach nur online. Während meiner Workation beschloss ich für ein paar Wochen, von meinem Smartphone auf ein Klapphandy zu wechseln; das gleiche Klapphandy, welches auch mein 96-jähriger Opa benutzt. Anstatt auf Whatsapp, Instagram, LinkedIn & Co. war ich die folgenden Wochen nur über abgekürzte SMS erreichbar. Algorithmus basierte, extra für mich zusammengestellte Spotify-Playlists machten dem Sri Lankischen Lokalradio Platz, das ich über meine Kabelkopfhörer hörte, welche zugleich als Antenne fungierten. Ich konnte auch keine Kurzvideos schauen, geschweige denn einen Film – nein, ich löste Sudoku auf meinem E-Book Reader (ja, den habe ich mir nicht nehmen lassen) oder (Achtung, jetzt wird es ganz wild) ich habe mich hingesetzt, meine Umgebung beobachtet und meine Gedanken schweifen lassen.

„All in all“ habe ich genau das gemacht, was vor meiner Online-Generation normal war: Ich habe ohne Algorithmen, KI oder Dauer-Entertainment gelebt.

Irgendwann war es Zeit, mein Smartphone einzuschalten und zu schauen, was ich verpasst habe. Die kurze Antwort ist leicht: gar nichts.

Die ausführliche Antwort: Ich habe Verallgemeinerungen, Schubladisierungen und Generalisierungen verpasst. Sobald ich die sozialen Netzwerke öffnete, wurde mir direkt von diversen Gen-Z-Erklärer:innen aufgezeigt, dass wie ich die letzten Wochen gelebt habe, gar nicht möglich sei als Digital Native. Denn alle Digital Natives und Gen-Z-ler lieben online, lieben digital. Wir können gar nicht anders, weil wir die Welt ja nicht anders kennen. Dass wir auch etwas Autonomie in unserem Leben haben und entscheiden können, wann und wie viel und für was wir das Internet brauchen, wird uns oft abgeschrieben.

Stereotypen im Wandel

Zugegeben, Unterschiede gibt es zwischen den Generationen, ja. Ich weiss, dass ich mit dem Internet aufgewachsen bin und die Generationen vor mir nicht. Mich stört jedoch, dass meine Generation oft auf diesen Umstand reduziert wird. Und nicht nur Gen Z-ler sind Generalisierungen ausgesetzt – zum Beispiel dürfen sich auch Babyboomer (geboren zwischen 1956 und 1965) auf diesem Gebiet sehr viel anhören.

Ich finde jedoch, für eine Gesellschaft, welche sich als progressiv darstellt und Schubladisierungen „ablehnt“, wird noch ganz schön viel verallgemeinert. Dass ganze Business-Ideen sich nur darum drehen, anderen Generationen die Generation Z zu erklären, ist mir ein Rätsel.

Gab es schon mal Boomer-Erklärer:innen? Oder Millenial-Erklärer:innen? Wurde eine Generation vor meiner schon mal als komplett anders und neu dargestellt?

Ich hoffe nicht, denn „at the end of the day“ sind diese Unterschiede gar nicht von Bedeutung und meiner Meinung nach auch stark übertrieben.

„Believe it or not“, aber mein 96-jähriger Opa besitzt auch ein Tablet, mit dem er FaceTime nutzt.